Rettich – würzige Wurzel mit Tradition
22.08.2024Pflanzensteckbriefe
Der Rettich gehört zu den sehr alten Kulturpflanzen. So war er nachweislich bereits um 2500 v. Chr. bei den Ägyptern bekannt und erfreute sich bis ins 20. Jahrhundert vor allem im Mittelmeerraum großer Beliebtheit. Botanisch gehört er wie auch Kohl, Kresse, Asia-Salate oder Senf zur großen Familie der Kreuzblütler. Die in der Rübe eingelagerten Senföle sind für den mehr oder weniger scharfen Geschmack verantwortlich.
Rettich im eigenen Garten anzubauen ist unkompliziert. Lesen Sie hier, was Sie dazu wissen müssen.
Aussaat
- Der Anbauzeitraum ist bei Rettich sortenabhängig. Manche Sorten eignen sich für den Sommeranbau mit Aussaat im Frühjahr, wie zum Beispiel Ostergruß rosa, andere wie Blauer Herbst und Winter werden als lagerfähiger Herbst- und Winterrettich im Juli gesät. Beachten Sie dazu die Aussaattabellen in unserem Onlineshop. Rettich kann auch satzweise alle drei Wochen ausgesät und somit nahezu ganzjährig geerntet werden.
- Der optimale Standort für Rettich ist ein mittelschwerer, krümeliger Boden mit guter Wasserführung in voller Sonne bis Halbschatten. Sind die Böden zu leicht, werden die Wurzeln schnell pelzig und scharf. Auf zu schweren Böden hingegen kann die Rettich-Rübe nicht gut ausgebildet und schwer geerntet werden.
- Da Rettich zu den Mittelzehrern gehört, braucht er keine übermäßige Düngung. Es reicht vollkommen, das Beet vor der Aussaat mit reifem Kompost vorzubereiten. Wenn vorher Leguminosen wie Bohnen oder Erbsen auf dem Beet standen, ist auch das nicht nötig. Zu viel Stickstoff im Boden erhöht den Nitratgehalt in den Rüben. Auf keinen Fall mit frischem Mist oder unreifem Kompost versorgen, das führt zu erhöhtem Schädlings- und Krankheitsbefall.
- Gesät wird in Reihen mit einem Abstand von 20 bis 35 cm. Dafür werden im tief gelockerten Beet ca. 2 cm tiefe Rillen gezogen, in die die Samen in einem Abstand von 8 bis 10 cm gelegt werden. Bei dichterer Aussaat muss später vereinzelt werden.
- Bei einer Temperaturvon 15 bis 20 °C keimt Rettich nach 7 bis 10 Tagen. Achtung: Rettich braucht in den ersten drei Wochen nach der Aussaat eine Mindesttemperatur von 12 °C. Ist es in dieser Phase zu kalt, blühen die Pflanzen vorzeitig. Eine Abdeckung mit Vlies schützt die Pflanzen in kalten Frühjahrsnächten.
Fruchtfolge und Mischkultur
- Rettiche sind aufgrund ihrer kurzen Kulturdauer und ihrem geringen Flächenbedarf ideale Vor-, Nach- und Zwischenkulturen.
- Nach dem Anbau von anderen Kreuzblütlern wie Kohl, Asia-Salate oder Radieschen sollte ein Abstand von 3 bis 4 Jahren eingehalten werden, um der gefürchteten Kohlhernie, einem Schleimpilz, der das Wurzelsystem befallen kann, zu entgehen.
- Eine Mischkultur bei Rettich lohnt sich, da manche Pflanzpartner Schädlinge fernhalten und Krankheiten nicht weiter übertragen. Gute Nachbarn für Rettich sind zum Beispiel Salate, Möhren, Tomaten, Sellerie, Spinat, Erbse und Bohnen. Schlechte Pflanznachbarn sind hingegen verwandte Kohlgewächse, Gurken und Zwiebeln.
Kulturführung
- Wurde zu dicht gesät, werden zwei bis drei Wochen nach der Aussaat die Pflänzchen auf den benötigten Abstand von 8 bis 10 cm vereinzelt.
- Besonders zu Beginn der Kultur lohnt es sich, durch Hacken für eine feinkrümelige Oberfläche zu sorgen. Dies beugt dem Befall von Erdflöhen vor, reguliert die Beikräuter und wirkt der Verdunstung von Bodenwasser entgegen.
- Rettich benötigt eine gleichmäßige Wasserversorgung, sonst wird er pelzig oder scharf und geht vorzeitig in Blüte. Eine Mulchschicht hilft, die Feuchtigkeit im Beet zu speichern. In trockenen Phasen sollte aber immer regelmäßig gegossen werden.
- Zusätzliche Düngergaben während der Wachstumsphase sind nicht notwendig.
Häufige Probleme und Lösungsansätze
- Der relevanteste Schädling des Rettichs ist die Kohlfliege. Diese Fliegen legen ihre Eier an den Wurzelhals der Rettiche. Die Larven bohren sich dann nach dem Schlüpfen in die Wurzel und hinterlassen Fraßgänge. Hier hilft das Abdecken mit Kulturschutznetzen gleich nach der Aussaat.
- Erdflöhe treten vor allem bei trockenem und warmem Wetter auf. Wie bereits erwähnt, hilft es, das Beet durch Hacken feinkrümelig zu halten und nicht austrocknen zu lassen.
- Um Kohlhernie, einem Pilz, der das Wurzelsystem befallen kann, vorzubeugen, ist es wichtig die angegebene Anbaupause auch nach anderen Kreuzblütlern zu beachten.
Ernte
- Rettich ist nach sechs bis acht Wochen erntereif. Dies erkennt man an der Größe der Pflanze und am Wurzelhals, der meist aus dem Boden ragt.
- Das Erntefenster für Rettich ist relativ kurz, er sollte innerhalb einer Woche geerntet werden, sonst werden die Rüben beißend scharf, holzig oder pelzig. Je jünger der Rettich, desto milder, saftiger und knackiger schmeckt er.
- Sommerrettiche können im Kühlschrank ohne Laub bis zu zwei Wochen gelagert werden.
- Winterrettich-Sorten wie Runder schwarzer Winter und Blauer Herbst und Winter lassen sich bei Temperaturen um die 0 °C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit bis zu sechs Monate lagern. Dazu die Rettiche bei trockenem Wetter ernten und das Laub knapp über dem Wurzelansatz abdrehen.
Tipp
Werden nicht alle Pflanzen geerntet, gehen sie im Sommer irgendwann in Blüte. Rettich ist eine Langtagpflanze, das bedeutet, er blüht, sobald die Tagesdauer eine bestimmte Stundenzahl überschreitet. Alle Kraft geht dann in die Blüte, die Pflanze streckt sich und die Rübe wird zäh, holzig und trocken. Blühende Rettiche werden daher nicht mehr geerntet, aber die jungen Schoten, in denen sich nach der Blüte die Samen bilden, sind essbar. Sie haben den typischen Rettichgeschmack, fühlen sich im Biss aber eher wie Zuckerschoten an. Sehr lecker!
Sortenempfehlung Rettich für den Hobbygarten
Edward
Neue Kultursaatzüchtung. Lässt sich das ganze Jahr über anbauen. Punktet geschmacklich mit einer guten Schärfe, Süße und Aroma.
Runder schwarzer Winter
Traditioneller Winterrettich zum Einlagern. Er ist bis März/April haltbar.
Rettmann
Japan-Rettich. Saftig und ausgesprochen mild. Bei uns verzehrt man ihn meist roh, in seiner Heimat auch gedünstet im Wok.
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