Chicorée – aus dem Keller, auf den Teller

15.11.2022Pflanzensteckbriefe

Chicorée ist eine leckere, frische Delikatesse, die reif ist, wenn es im Garten meist keine anderen Salate mehr gibt. Durch den verdauungsfördernden Bitterstoff Lactocopikrin ist er zudem besonders gesund. Chicorée zählt zu den Zichoriengewächsen, die von der Wegwarte abstammen, und ist daher verwandt mit Radicchio, Zuckerhut und Catalogna sowie Endiviensalaten.

Bekannt ist Chicorée meist aus dem Gemüsehandel statt aus dem eigenen Garten, denn mit Anbau und Treiben haben bisher eher wenige Hobbygärtner:innen Erfahrungen. Dabei ist dies gut möglich, sofern man weiß, wie es geht. Im Anbau ist Chicorée vergleichbar mit Endiviensalat. Er wächst über den Sommer unkompliziert auf dem Beet und bildet eine starke, rübige Wurzel aus. Diese wird im Spätherbst für die Treiberei im Winter gerodet und ist die Grundlage für eine erfolgreiche Sprossenernte. Durch dunkles Antreiben wird verhindert, dass sich zu viel Chlorophyll und damit auch das bittere Lactocopikrin bildet.  

Aussaat

  • Chicorée wird im Mai direkt ins Freiland gesät. Dann bleibt den Wurzeln genug Zeit, um bis zur Ernte ausreichend dick zu werden. Wird zu früh gesät, neigt der Chicorée zum Schossen.   
  • Durch die Direktsaat bilden sich schöne glatte Wurzeln, die sich später für die Treiberei gut nebeneinander schichten lassen. Wird vorgezogen und dann ausgepflanzt, werden die Wurzeln oft krumm oder verzweigen sich.
  • Die Saattiefe beträgt 2-3 cm. Zur nächsten Reihe sollten 40-50 cm Abstand gehalten werden. Später wird in der Reihe auf ein Pflänzchen alle 10-12 cm ausgedünnt.
  • Der Boden sollte, wie für anderes Wurzelgemüse auch, humos, nicht zu trocken, locker und steinfrei sein, da sich ansonsten die Wurzeln stark verzweigen.
  • Zur Vorbereitung der Aussaat wird das Beet tiefgründig gelockert und mit reifem Kompost versorgt.

Fruchtfolge und Mischkultur

  • Schlechte Vorkulturen und Mischkulturpartner sind andere Korbblütler wie zum Beispiel Kopfsalat, Endivie, Löwenzahn oder Haferwurz. Nach diesen sollte eine Anbaupause von vier Jahren eingehalten werden.
  • Auch Wurzel- und Knollengemüse wie Möhren, Rote Bete oder Sellerie sind keine guten Vorfrüchte, da durch sie Krankheitserreger wie Sklerotinia, für die auch Chicorée anfällig ist, im Boden auftreten können.
  • Gute Vorkulturen sind Erbsen, Dicke Bohnen, Spinat oder Feldsalat.  

Kulturführung

  • Chicorée hat keinen großen Wasserbedarf. Die lange Wurzel versorgt die Pflanzen mit Wasser aus tieferen Schichten. Es muss daher nur gegossen werden, wenn es recht trocken ist. Dies gilt besonders zur Hauptwachstumszeit. Sonst stockt das Wachstum und dies kann die Wurzelqualität beeinträchtigen.   
  • Bis die Köpfe groß genug sind, um die Lücken zwischen den Pflanzen zu schließen, sollten sie von Unkraut freigehalten werden.
  • Als Mittelzehrer braucht Chicorée in der Regel keine zusätzliche Düngung. Auf kargen Böden kann er bis Ende Juli zusätzlich mit Brennnesseljauche versorgt werden.

Häufige Probleme und Lösungsansätze

  • Chicorée ist robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Lediglich bei zu dichtem Bestand und zu großzügiger Stickstoffdüngung kann Mehltau an den Blättern auftreten.

Wurzelernte

  • Die Chicorée-Pflanzen bleiben bis Anfang November im Boden. Leichter Frost wird vertragen, denn gerade im Oktober legen die Wurzeln noch an Größe zu. Außerdem fördert eine Frosteinwirkung die Treibstimmung. Wenn es kurzzeitig besonders kalt wird, können die Pflanzen mit Vlies geschützt werden.  
  • Zur Ernte hebelt man die Pfahlwurzeln an einem sonnigen, trockenen Tag mit der Grabgabel oder einem Spaten vorsichtig aus dem Boden. Die Wurzeln sollten dann 3-6 cm stark sein. Zu dünne Wurzel (< 2 cm) werden aussortiert.
  • Die großen grünen Blätter werden ca. 2 cm oberhalb des Wurzelkopfes abgeschnitten. Das Herz der Pflanze darf dabei nicht verletzt werden. Die Blätter können zum Mulchen verwendet oder kompostiert werden.
  • Die Wurzeln lässt man zum Abtrocknen noch eine Zeit auf dem Beet liegen, dann kommen sie in Kisten und ins Lager, zum Beispiel in einen kalten, trockenen Keller. Die ideale Lagertemperatur beträgt etwa 3 °C. Ist der Keller nicht kalt genug, die Wurzeln gegebenenfalls für 14 Tage im Kühlschrank o. Ä. kühlen, da die Sprossqualität von der Temperatur abhängt. Ist es zu warm, bilden sich sehr lockere Sprossen ohne viel Gewicht.

Treiberei

  • Die Wurzeln können nach frühestens drei Wochen von November bis März angetrieben werden. Je länger man wartet, umso williger sind sie. Je nach Bedarf können sie nach und nach aus dem Lager geholt und getrieben werden.
  • Will man zartgelbe Sprossen ernten, müssen sie in absoluter Dunkelheit wachsen. Sobald sie Licht abbekommen, färben sie sich grün und werden bitter.
  • Zur Vorbereitung werden die Wurzeln einheitlich auf ca. 20 cm gekürzt und alle welken Blattreste bis auf den grünen Spross sorgfältig mit den Fingern entfernt. Dies beugt Fäulnis am Kopf der Wurzel vor.
  • Als Gefäße für die Treiberei eignen sich dunkle Kübel oder Eimer mit Löchern am Boden, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann.
  • Man füllt etwa 10 cm Erde/Sandgemisch in das Gefäß und stellt die Wurzeln dicht an dicht hinein. Dann die Zwischenräume bis zur Höhe der Herzknospen mit dem Substrat auffüllen. Alte Sorten brauchen häufig noch eine Deckschicht mit Erde, diese ist bei neuen Sorten nicht mehr nötig und erspart die Reinigung der Sprossen nach der Ernte. Alternativ kann auch ein mit Erde beschwertes, lockeres Vlies oder eine Folie auf die Sprossen gelegt werden. Dies bringt festere Sprossen und schützt vor Licht.
  • Abschließend die Erde gut anfeuchten und einen zweiten Kübel (oder Eimer) darüberstülpen, sodass die Wurzeln komplett im Dunkeln treiben können. Es ist auch möglich, ein sehr hohes Gefäß (mind. 40 cm), das mit einem Deckel verschließbar ist, zu verwenden.
  • Die Gefäße nun an einen dunklen, warmen Ort stellen, damit die Wurzeln aus dem Winterschlaf geweckt werden. Beste Ergebnisse werden bei gleichbleibenden Temperaturen (vor allem in den ersten 2-3 Wochen) von 15-19 °C, z. B. in einem Heizraum, erzielt.
  • Gelegentlich mäßig gießen. Dabei die Erde nur anfeuchten, sonst besteht die Gefahr, dass die Wurzeln faulen.
  • Je nach Temperatur sind die Sprossen nach 3-4 Wochen, wenn sie ca. 15 cm lang, aber noch gut geschlossen sind, erntereif. Dann werden sie ausgebrochen oder abgeschnitten. Wer es etwas bitterer mag, kann die Knospen kurz vor oder nach der Ernte dem Tageslicht aussetzen. 
  • Jede Wurzel kann nur einmal getrieben werden, danach kann man sie kompostieren oder z. B. an Hasen oder Pferde verfüttern.

Sortenempfehlungen

Chicorée wird vorwiegend aus Hybridsaatgut angebaut. Bisher gibt es wenige samenfeste Sorten, die sich jedoch durch einen besonders leckeren Geschmack auszeichnen. Wir haben zwei verschiedene samenfeste Sorten Chicorée in unserem Sortiment. Beide lassen sich in Erde treiben und bilden feste, geschlossene Sprossen. Die Sorte Macun eignet sich gut für die mittelfrühe bis mittelspäte Treiberei (ab Mitte November bis Ende Januar), Etardo eher für die mittelspäte und späte Treiberei (Dezember bis März).

Tipp

Chicorée ist ein köstliches Wintergemüse. Er schmeckt nicht nur als Salat, sondern auch als Auflauf oder in der Pfanne zubereitet. Hier eine Rezeptidee aus dem KochKunst-Kochbuch „Jahreszeiten schmecken“ vom Gärtnerhof Röllingsen:

Vier Chicorée Sprossen der Länge nach durchschneiden und in Fett und wenig Wasser in der Pfanne dünsten. Mit Knoblauch, Salz, Pfeffer und Honig abschmecken und ganz nach Belieben mit Sahne oder Crème fraîche verfeinern oder mit Käse überbacken. Dazu passen Ofenkartoffeln.



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