Kohlrabi – Standard-Kultur im Gemüsegarten
15.06.2021Pflanzensteckbriefe
Von allen Vertretern in der Familie der Kohlpflanzen ist der Kohlrabi der genügsamste. Er kommt aufgrund seiner recht kurzen Entwicklungszeit im Vergleich zu Rot- und Weißkohl mit deutlich weniger Nährstoffen aus und hat einen geringen Platzbedarf. Und das Beste: Anbauen kann man ihn über die gesamte Gartensaison.
Aussaat
- Aussaatsaison für Kohlrabi ist eigentlich immer. Die ersten Aussaaten für den Gewächshausanbau können bereits Ende Januar, für die Pflanzung im März, erfolgen. Späte Sätze für die Herbsternte können noch bis Mitte Juli ausgesät werden. Bei einer satzweisen Aussaat kleinerer Partien können so laufend Kohlrabi geerntet werden. Nicht alle Sorten eignen sich allerdings für die ganzjährige Aussaat, daher müssen die sortenspezifischen Angaben zu Aussaat und Pflanzung (auf dem Saatgutpäckchen oder in unserem Onlineshop) beachtet werden.
- Auf einigen unserer Saatguttütchen finden Sie nur Informationen zum Pflanzzeitraum und nicht noch zusätzlich zur Aussaat. Dies liegt daran, dass man den Aussaattermin ganz einfach anhand des gewünschten Pflanztermins ermitteln kann. Wie bei den meisten Gemüsearten dauert die Jungpflanzenentwicklung von Kohlrabi ca. 6 Wochen. Man sollte also ungefähr 6 Wochen, bevor man den Kohlrabi pflanzen möchte, mit der Aussaat beginnen.
- Die optimale Saattiefe beträgt 1 cm.
- Die Keimtemperatur beträgt 16-20 °C, dann keimen die Samen nach 6-10 Tagen.
- Die Anzucht sollte nach dem Keimen kühler gestellt werden, jedoch nicht unter 12 °C, da zu kühle Temperaturen in der Anzucht zu der sogenannten "Herzlosigkeit" führen können, dann bildet die Pflanze keine Knolle aus.
- Die Pflänzchen werden im Keimblattstadium in nährstoffreiche Pflanzerde pikiert.
Pflanzung
- Die Pflanzung im Freiland beginnt im März, im Gewächshaus kann bereits im Februar gepflanzt werden. Bei den frühen Pflanzungen ist ein Abhärten der Jungpflanzen unerlässlich. Die letzten Pflanzungen von Kohlrabi erfolgen Ende August.
- Die Pflanzabstände betragen 30x30 cm. Kohlrabi sollte nur so tief gesetzt werden, dass der Wurzelansatz knapp mit Erde bedeckt ist. Werden die Jungpflanzen zu tief gesetzt, bilden die Pflanzen keine oder nur kleine und holzige Knollen aus. Es kommt zu Wachstumsstockungen und Schießen.
- Wie alle Kohlsorten benötigen Kohlrabi nährstoffreiche, mittelschwere und humose Böden. Vor der Pflanzung zur Düngung organischen Dünger wie Kompost oder Schafwollpellets in den Boden einarbeiten.
- Eine Mulchschicht aufzubringen lohnt sich ebenfalls, um Wasserverdunstung zu reduzieren und Beikräuter am Wachstum zu hindern.
Tipp
Kohlrabi kann auch in Pflanzgefäßen auf Balkon oder Terrasse angebaut werden.
Fruchtfolge und Mischkultur
- Die Anbaupause zwischen Kreuzblütlern, zu denen alle Kohlarten zählen, beträgt generell 4 Jahre. Wird Kohlrabi nur als Zwischenkultur oder in Mischkultur angebaut, kann aufgrund der kurzen Kulturzeit dieser Kohlart die Anbaupause auch verkürzt werden.
- Kohlrabi gedeihen auch gut im Halbschatten größerer Pflanzen und sind deshalb ein idealer Partner in der Mischkultur mit z. B. Lauch und Gurke.
Tipp
Kohlrabi eignen sich aufgrund ihrer kurzen Entwicklungszeit und des geringen Platzbedarfes gut als „Lückenfüller“ nach, zwischen oder vor anderen Kulturen wie z. B. Salat, Gurke oder Lauch.
Kulturführung
- Kohlrabi braucht über die Kulturdauer eine gleichmäßige Nährstoffversorgung, sonst entwickeln sich kleine, holzige Knollen. Deshalb sollten die rasch wachsenden Pflanzen ca. 6 Wochen nach der Pflanzung noch einmal mit einer flüssigen Stickstoffgabe, z. B. einer Pflanzenjauche, versorgt werden.
- Bei trockenem Wetter müssen die Pflanzen ausreichend gegossen werden. Ist der Boden zulange trocken, platzen die Knollen sonst beim nächsten Regenguss auf. Auch die Wirkung der Dünger wird durch eine gleichmäßige Wasserversorgung verbessert, da das Wasser die Nährstoffe aus dem Dünger löst.
Häufige Probleme und Lösungsansätze
- Der am häufigsten vorkommende Schädling beim Kohlrabi ist der Kohlweißling. Ab Mitte Juli lohnt es sich, die Beete mit Kulturschutznetzen abzudecken. Auch empfiehlt es sich die Blattunterseiten regelmäßig auf Eigelege zu untersuchen. Diese sind leuchtend gelb. Die Eier sollten abgesammelt oder zerdrückt werden, denn sonst entwickeln sich gefräßige Raupen, die sich an den Blättern der Pflanzen gütlich tun und meist nur das Skelett stehen lassen.
- Erdflöhe können ebenfalls große Schäden anrichten. Trockenes Wetter fördert den Befall. Erdflöhe sind kleine Käfer, die rundliche Löcher in die Blätter fressen und Krankheiten übertragen können. Zur Vorbeugung lohnt es sich, den Boden um die Pflanzen immer wieder zu hacken, den Boden feucht zu halten und die Beete mit Kulturschutznetzen abzudecken.
- Gerade im frühen Wachstumsstadium finden auch Schnecken großen Gefallen am Kohlrabi. Hier hilft z. B. das Absammeln unter ausgelegten Holzbrettern.
Ernte
- Die beste Erntezeit für Kohlrabi-Knollen ist kurz bevor sie ihre volle Größe erreicht haben, bei einem Knollendurchmesser von 8-10 cm. Dies ist ca. 8-12 Wochennach dem Auspflanzen der Fall. Jedoch gibt es hier sortentypische Unterschiede und auch die Witterung kann eine Auswirkung auf den Erntezeitpunkt haben.
- Auch die zarten Blätter des Kohlrabi können in der Küche verwendet werden und wie Spinat zubereitet oder z. B. in Salat geschnitten werden. Sie enthalten viel Vitamin C und Mineralstoffe.
- Am besten schmeckt der Kohlrabi frisch aus dem Garten. Wer die Knollen lagern möchte, sollte das Laub abdrehen und die Knollen im Kühlschrank lagern. So halten sie sich bis zu 2 Wochen. In Erdkellern oder Kisten mit feuchtem Sand lassen sich Lagersorten wie „Superschmelz“ bis in den März hinein lagern.
Sortenempfehlung Kohlrabi für den Hausgarten
Superschmelz
Riesenkohlrabi, der bis zu 8 kg schwer werden kann, dabei aber trotzdem ganz zart bleibt. Lagerfähig bis März.
Azur Star
Frühe, blaue Treib- und Freilandsorte mit zartem Geschmack. Azur Star bleibt zart und kann das gesamte Jahr über angebaut werden.
Orinoko
Biologisch-dynamische Neuzüchtung des Vereines Kultursaat. Ausgezeichneter Freilandkohlrabi für den Anbau im Frühjahr, Sommer und Herbst, bildet zarte Knollen.
Lieber Dennis,
nach dem Pikieren und während dem Heranwachsen zu Jungpflanzen sollten die Pflanzen nicht unter 12 °C stehen. Ab Ende März können die Jungpflanzen ins Freiland umziehen. Durch die bis dahin erreichte Pflanzengröße und das vorherige Abhärten machen ihnen tiefere Nachttemperaturen dann nichts mehr aus. Zur Sicherheit können die Pflänzchen anfangs noch mit einem Vlies geschützten werden.
Viele Grüße aus Bingenheim
Hallo,
ich möchte verstehen, was es mit der Herzlosigkeit von Kohlrabi auf sich hat.
Es steht ja oben, dass die Pflanzen nicht kälter als 12 Grad stehen sollen. Auf der anderen Seite kann man ab März auspflanzen.
Gilt das für den gesamten Tag oder darf es nachts auch kühler als 12 Grad sein?
Wann kann man sagen, dass die Anzucht abgeschlossen ist und die Pflanzen kühlere Temperaturen unter 12 Grad vertragen?
Viele Grüße
Dennis
Liebe Isabell Trampenau,
Superschmelz ist ein Lagerkohlrabi (bis März lagerfähig) und wird aus diesem Grund erst später im Jahr angebaut. Möchte man ihn nicht für das Winterlager nutzen, kann er wie die andern Kohlrabisorten auch schon früher angebaut werden.
Viele Grüße aus Bingenheim
Liebes Team,
ich wollte gerne Kohlrabi Superschmelz anbauen. In der Beschreibung steht Vorzucht Mai/Juni. Normalerweise kenne ich es so dass man Februar / März vorziehen kann. Ist es möglich Superschmelz auch im März vorzuziehen oder nur wirklich Mai/Juni?
Vielen Dank.
Gruß Isabell Trampenau