Selbst- und Fremdbefruchtung – wie ein Same entsteht
07.02.2022Saatgut-Lexikon

Die meisten Gemüsearten vermehren sich generativ, also über die Bildung von Samen. Dabei findet eine Rekombination der Gene statt. Der große Vorteil der generativen Vermehrung ist, dass sich die Arten vor allem bei der Fremdbestäubung durch den Austausch der Gene langfristig an Umweltveränderungen anpassen können – Die Grundlage für die Züchtung neuer Sorten.
Damit es zu einer Rekombination der Gene kommen kann, muss der Pollen der Blüte zu den weiblichen Blütenorganen, genauer gesagt zur Narbe, gelangen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen.
Fremdbestäubung – ohne Hilfe geht es nicht
Bei der Fremdbefruchtung wird die Pflanze durch den Pollen einer anderen Pflanze bestäubt. Pflanzen sind dabei auf vielfältige Hilfe angewiesen. Einer dieser Helfer ist der Wind, der bei Arten mit besonders feinen Pollen für die Bestäubung sorgt. Arten, die vom Wind bestäubt werden, haben kleine unscheinbare Blüten die auch keinen Nektar ausbilden. Rote Bete und Mangold sind Beispiele für windbestäubte Arten.
Der Großteil der fremdbefruchteten Arten bedient sich jedoch der Hilfe von Insekten, die den Pollen von Pflanze zu Pflanze transportieren. Diese Pflanzen locken die Insekten mit bunten Blüten, gelben Pollen und süßem Nektar an, der als Nahrungsgrundlage für die Insekten dient. Beispiele für insektenbefruchtende Arten sind Kohl, Kürbis und Radieschen.
Fremdbestäubte Pflanzen sind deutlich variabler und können sich einfacher an wechselnde Umweltbedingungen anpassen.
Selbstbestäubung – wenn Pflanzen sich selbst genug sind
Bei der Selbstbefruchtung, bestäubt der blüteneigene Pollen die Narbe der Pflanze. Reine Selbstbefruchter, also Arten die sich zu hundert Prozent selbst befruchten, kommen sehr selten vor. Die meisten Arten sind potentielle Selbstbefruchter also Arten, die sich selbst bestäuben können und dies abhängig von den Rahmenbedingungen (z. B. komplette Isolation im Gewächshaus) auch tun. Im Freiland werden diese Arten jedoch auch gerne von Insekten aufgesucht und es kann zu Verkreuzung kommen. Paprika und Auberginen sind Beispiele dafür.
Einige Selbstbestäuber benötigen ebenfalls Hilfe damit der Pollen die Narbe erreichen kann. Tomaten beispielsweise setzen in windstillen Gewächshäusern oder ohne Hummeleinsatz keine oder nur wenige Früchte an, da ohne ein Rütteln keine Bestäubung stattfinden kann.
Bestäubungsarten - warum das Wissen so wichtig ist

Über die verschiedenen Bestäubungsarten Bescheid zu wissen, ist für die Saatgutvermehrung grundlegend. Die Art der Bestäubung (und dadurch der Befruchtung) ist verantwortlich dafür, ob sich verschiedene Sorten einer Art bei der Vermehrung kreuzen können oder nicht. Denn um das Sortenbild und die Eigenschaften einer Sorte zu erhalten, dürfen sich keine anderen Sorten einkreuzen. Bei Selbstbefruchtern kommt es sehr selten zu Einkreuzungen zwischen verschiedenen Sorten einer Art. Bei Fremdbefruchtern hingegen passiert dies regelmäßig. Ein Beispiel bietet der Zuckermais. Baut man eine gelbe und eine bunte Zuckermaissorte nebeneinander an, so wird durch Windbestäubung eine Verkreuzung stattfinden. Dies sieht man bereits an den bunten Körnern beim gelben Zuckermais. Eine Form unerwünschte Einkreuzungen zu verhindern, ist räumliche Isolation. Dabei werden Pflanzen einer Sorte durch einen Folientunnel geschützt/getrennt angebaut.
Bei der Züchtung neuer Sorten ist hingegen die Kreuzung verschiedener Sorten gewünscht. Je nach Züchtungsmethode und Bestäubungsarten wird die Bestäubung gezielt durchgeführt oder auch frei durch offene Bestäubung zugelassen.
Guten Tag Gerd, zunächst ist wichtig, dass Sie eine ausreichende Pflanzenzahl ausblühen lassen (25-30 Pflanzen), damit genug männliche und weibliche Pflanzen vorhanden sind. Die Bestäubung erfolgt über den Wind. Die männlichen Pflanzen beginnen vor den weiblichen zu blühen und sterben ab, bevor die Samen an den weiblichen Pflanzen reif sind. Die weiblichen Pflanzen blühen eher unscheinbar in den Blattachseln. Die Samen werden geerntet, wenn sie vollständig ausgereift sind.
Viele Grüße aus Bingenheim
Franziska Körner
Beim Spinat gibt es männliche und webliche Samenstände.Zur Gewinnung von eigenem Samen,wie muß man da vorgehen ?Welche Samenstände muß man ernten?Vielen Dank für ihre Mühe.
Beste Grüße
Gerd