Slowflowers aus dem eigenen Garten – ein Schnittblumenbeet anlegen

07.11.2023Rund ums Gärtnern

Slowflowers aus dem eigenen Garten ernten, das ist, neben selbst angebautem Gemüse, der neue Trend fürs Gärtnern. Die Slowflower-Bewegung ist ursprünglich in den USA entstanden und schon längst auch in Deutschland angekommen. Statt Gemüse werden Schnittblumen ökologisch angebaut und auf Wochenmärkten, an Floristen und den Großhandel verkauft. Slowflowers sind also Blumen, die regional, saisonal und nachhaltig angebaut werden und Schnittblumen aus dem eigenen Garten folgen genau diesem Prinzip.

Was gibt es Erfüllenderes, als durch den eigenen Garten zu streifen und sich einen großen, bunten Strauß für die Vase oder als Mitbringsel für einen netten Menschen zu schneiden? Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Blumen lassen sich auf so vielfältige Weise arrangieren, zu Sträußen, Bouquets oder Kränzen binden, trocknen oder pressen und je nach Jahreszeit oder Anlass dekorativ in Szene setzten. Schon auf kleinstem Raum und mit der richtigen Sortenauswahl können Sie leidenschaftliche Schnittblumengärtner:in werden. Damit Sie sich auch wirklich trauen, beherzt immer wieder Blüten zu schneiden, bietet es sich an, ein Beet speziell für die Blumenernte anzulegen. Ein reines Schnittblumenbeet soll hauptsächlich eines tun: Nachschub liefern. Es wird also geplant wie ein Gemüsebeet: gesät und gepflanzt wird in engen Reihen, in die möglichst viele Pflanzen passen. Je mehr wächst, desto mehr kann geerntet werden.

Besonders einjährige Sommerblumen eignen sich perfekt für ein kleines Schnittblumenbeet im Garten. Sie sind in der Regel unkompliziert anzubauen, und da sie im Winter abfrieren, kann das Beet jedes Jahr mit einer neuen Auswahl an Blumenfarben- und formen bestückt werden. Zudem haben sie gegenüber manchen Stauden einen weiteren Vorteil: je öfter sie beerntet werden, umso mehr Blüten werden produziert.

Der richtige Standort

So gut wie alle einjährigen Schnittblumen lieben Sonne, Trockenheit, Wärme und von unten ausreichend Feuchtigkeit. Ein gut humoser Kulturboden in normal sonniger Lage ist für die meisten Schnittblumen ideal. Am besten liegt der Ort weit genug entfernt von weitreichenden Wurzelsystemen alter Bäume oder Hecken und eine windgeschützte Lage ist ebenfalls von Vorteil.

Das Beet planen und anlegen

Das Beet sollte nicht breiter als 1,20 m sein und am besten von allen Seiten zugänglich. An einer Mauer oder einem Zaun mit einer Breite von maximal 0,80 m planen. Sie sollten sich beim Schneiden nicht verrenken müssen und jeder Tritt ins Beet verdichtet den Boden. Eine minimale Fläche, so dass über eine lange Zeit jede Woche mindestens ein Strauß gepflückt werden kann, sollte ca. 4 m² haben. Pro Sorte brauchen Sie etwa einen halben Quadratmeter, bei 4 m² ist also Platz für 8 Sorten, bei einer größeren Fläche entsprechend mehr. Sollten mehrere Beete nebeneinander entstehen, planen Sie für die Wege 0,6 m ein.

Wenn möglich, wird das Beet für die zukünftige Blütenpracht bereits im Herbst angelegt. Das gilt besonders dann, wenn eine mit Gras bewachsenen Fläche zum zukünftigen Blumenbeet werden soll. Wer sich nicht die Mühe machen möchte, das Stück umzugraben und die Grasnarbe zu entfernen, kann die Fläche auch über Winter mit einer lichtundurchlässigen Plane oder Pappkarton abdecken. Durch den Lichtentzug werden die Gräser verdrängt und nach dem Aufdecken kann es direkt losgehen mit dem Bodenbearbeiten. Wir empfehlen, die Erde mit der Grabegabel zu lockern und flach durchzuhacken. Danach wird eine Schicht gut verrotteten Komposts (5-10 cm) aufgebracht und sofot oberflächlich in den Boden eingearbeitet.  

Die richtige Auswahl der Sorten

Auch wenn der Platz beschränkt ist, mit der richtigen Auswahl können Sie eimerweise Blumen ernten. Verzichten Sie auf Sorten wie unverzweigte Sonnenblumen, die nur eine Blüte pro Pflanze hervorbringen. Wählen Sie stattdessen fortlaufend blühende Arten wie Cosmea, Studentenblume oder Zinnien.

Vergessen Sie nicht, das Beet auch mit Bindegrün und Füllpflanzen zu bestücken. Das sind Pflanzen die in der Blumenbinderei wegen Ihrer Blätter und Samenstände genutzt werden und gehören in jeden Schnittblumenstrauß! Dazu zählen zum Beispiel die Samenstände der Jungfer im Grünen, Rutenhirse Fontaine oder farbenfrohe Basilikumsorten wie das Zimtbasilikum.

Die Anzucht

Ist der Platz im Garten fürs Blumenbeet nur begrenzt, empfiehlt sich die Anzucht drinnen, um das Beet dann später mit den stärksten Jungpflanzen bestücken zu können. So bekommen Sie einen gleichmäßigen Bestand und außerdem sind die schon größeren Pflanzen besser vor Nacktschnecken geschützt. Die meisten Sorten keimen und wachsen sehr schnell und dürfen erst ins Beet, wenn die Frostgefahr vorbei ist. Von daher reicht es, mit der Anzucht Ende März bis Anfang April zu beginnen. In der Regel wird von Aussaat bis Pflanzung ins Freiland mit sechs Wochen gerechnet. Wärmeliebende Arten wie Zinnien, Studentenblume oder Basilikum ruhig später aussäen, sie sollten erst Ende Mai Anfang Juni ins Beet, wenn sich der Boden ausreichend erwärmt hat.

Die Jungpflanzenanzucht der Blumen unterscheidet sich nicht von der des Gemüses! Eine genaue Anleitung finden Sie in unserem Blogartikel zur Jungpflanzenanzucht.

Tipp

Wir raten dazu geduldig zu sein! Wenn die letzten Fröste in Ihrem Garten Mitte Mai vorbei sind, säen Sie am besten erst Mitte April aus. Dann haben die Jungpflanzen genug Zeit sich zu entwickeln, stehen nicht zu lange drinnen und können schnell in die warme Erde.Eine zu frühe Aussaat bringt keinen früheren Blühbeginn, sondern lediglich „vergeilte“ Jungpflanzen hervor, die dann im Beet nicht gut anwachsen.

Die Pflanzung

Wie alle Pflanzen, die drinnen vorgezogen werden, müssen auch Sommerblumen vor dem Umzug nach draußen abgehärtet werden. Nehmen Sie sich ruhig eine Woche dafür Zeit, das schützt die Pflanzen auch vor Sonnenbrand! Die kleinen Pflänzchen tagsüber zunächst in den Schatten, dann in den Halbschatten stellen und danach erst in die Sonne pflanzen.

Blumen für ein Schnittblumenbeet zur Ernte können dichter gepflanzt werden, als in der Regel empfohlen. So bekommen Sie mehr Pflanzen aufs Beet und die Blattmasse unterdrückt die Beikräuter. Außerdem bilden die Blumen längere Stiele aus, was für die Schnittblumenproduktion erwünscht ist.

Tipp

Die Profianbauer:innen empfehlen für die meisten einjährigen Sorten einen Pflanzabstand von 22 cm. Ist das Beet 1,20 m breit und 3m lang bekommen Sie bei einem Pflanzabstand von 22x22 cm fünf Reihen aufs Beet, mit insgesamt 65 Pflanzen.

Die Pflege

  • Blumen stützen: Mit einfachen Maßnahmen lassen sich die Pflanzen so unterstützen, dass sie nicht um- oder auseinanderfallen und besser vor potenziellen Wetterschäden geschützt sind. Ein einfaches Stützsystem mit Pfosten oder Bambusstäben reicht. So können Sie im Abstand von einem halben Meter Pfosten an den Beetrand und in die Beetmitte setzen und diese mit Schnüren auf zwei Höhen miteinander verbinden.
  • Pflanzen entspitzen: Viele Schnittblumenarten wie z. B. Löwenmäulchen, Zinnien, Cosmea, Strohblumen und Basilikum sollten in der Jugend unbedingt entspitzt (pinziert) werden, damit sie buschiger wachsen und mehr Blüten ansetzen. Wenn die Pflanzen etwa 20-30 cm hoch sind, wird der Mitteltrieb gekappt, um die Seitentrieb- und Blütenbildung zu fördern.
  • Ausputzen: Kommen Sie mal nicht mehr nach mit dem Ernten, sollten verblühte Blumen regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit die Blühfreude der Pflanzen nicht nachlässt.

Die Ernte

Frühmorgens, wenn die Luft noch kühl ist und auf den Pflanzen noch der Tau liegt, ist der ideale Erntezeitpunkt für Ihre Sträuße. Nahezu jede Sorte und Blüte hat ihr eigenes individuelle Erntefenster, um möglichst lange in der Vase zu halten. Aber in den meisten Fällen ist es am besten, die Blüten zu schneiden, bevor sie sich richtig geöffnet haben und von Insekten bestäubt wurden. Sind sie einmal bestäubt, ist das das Signal für die Pflanze, Samen zu bilden, was die Vasenhaltbarkeit verkürzt. Nach dem Schneiden die unteren Blätter entfernen und die Stile möglichst schnell in kaltes Wasser stellen.

Unser Empfehlungen

Für Ihr eigenes Schnittblumenbeet empfehlen wir das Saatgutset „Slowflowergarten“ bestehend aus den Sorten Sonnenblume Hella, Cosmea, Zinnie Sommer in Orange, Löwenmäulchen Farbmischung, Jungfer im Grünen, Lanzenrittersporn, Zimtbasilikum, Rutenhirse Fontaine.

 

Buchtipps

In Ihrem Buch "Slowflowers – Wilde Gärten & ungezähmte Bouquets" beschreibt Chantal Remmert detailliert die Grundlagen von der Aussaat bis zur Ernte für Slowflowers aus dem eigenen Garten. Dabei stellt sie die geläufigsten und beliebtesten Schnittblumen mit ihren Bedürfnissen und Besonderheiten vor, fotografisch begleitet mit wunderbaren Bildern und Schritt-für-Schritt-Anleitungen von Grit Hartung. Das Buch richtet sich gleichermaßen an Garteneinsteiger:innen und professionelle Schnittblumengärtner:innen sowie florale Designer:innen.

Mehr zur Slowflowerbewegung in Deutschland erfahren Sie in Slowflower BEWEGUNG: Nachhaltiger Blumenanbau – Gesichter und Geschichten. Dort stellen sich 20 Pionierinnen und Pioniere der Bewegung vor, deren Anliegen ein regionaler Anbau von Schnittblumen frei von Pestiziden und Giften ist. Mit wunderschönen Fotos und praxisnahen Tipps aus dem Erfahrungsschatz der vorgestellten Gärtner:innen und Florist:innen inspiriert der Band alle, die Blumen lieben.



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