Paprika und Chilis – Vielfalt in Farbe, Form und Geschmack
19.03.2021Pflanzensteckbriefe

Kaum eine Gemüseart bringt mehr Geschmacksvariationen hervor als die Paprika. Von saftig süßen Gemüsepaprikas bis hin zu feurig scharfen Chilis bietet sie alles – und neben der großen Formvielfalt sind die Früchte auch noch farbenfroh anzusehen.
Aussaat
- Ein guter Richtwert für die Aussaat von Paprika und Chili ist ca. 10 Wochen vor den letzten Frösten. Das heißt, Mitte Februar bis Mitte März ist der ideale Aussaatzeitpunkt für die Pflanzung ab Mitte Mai. Die scharfen Chilisorten haben eine besonders lange Entwicklungszeit und sollten am besten bereits Anfang Februar ausgesät werden. Kann man den Pflanzen allerdings keine idealen Lichtverhältnisse bieten, wie ein vollsonniger Platz im Gewächshaus oder am Fenster mit Zusatzbeleuchtung, sollte man besser erst Anfang März aussäen.
- Die optimale Saattiefe in die Aussaaterde beträgt je nach Größe des Samenkorns zwischen 0,5 und 1 cm.
- Paprika und Chili keimen am besten bei 25-28 °C (durchgehend, auch nachts!). Bei diesen Temperaturen gehen die Samen spätestens nach zwei Wochen auf. Bei zu niedrigen Temperaturen (unter 20 °C) keimt das Saatgut schlecht oder gar nicht und es entwickeln sich schnell Pilze im Substrat, die die Samen verschimmeln lassen. Das passiert besonders dann, wenn die Anzucht dazu noch zu nass gehalten wird. Um die hohen Keimtemperaturen zu gewährleisten, loht sich die Anschaffung eines kleinen Zimmergewächshauses.
- Die Paprika- oder Chili-Pflänzchen werden im Keimblattstadium, ca. drei Wochen nach der Aussaat pikiert.
- Nach dem Pikieren kühler stellen. 20-22 °C an einem hellen Platz sind ideal.
Pflanzung
- Paprika und Chili brauchen es warm, sonnig und geschützt. Einige Sorten sind für den Anbau im Freiland nicht geeignet, diese müssen im Gewächshaus oder Folientunnel kultiviert werden.
- Vor dem Auspflanzen ins Freiland müssen die Jungpflanzen schrittweise abgehärtet werden. Dazu die Pflanzen am Tag rausstellen. Volle Sonne dabei anfangs vermeiden, damit die Blätter keinen Sonnenbrand bekommen. Wichtig ist ein windstiller Platz.
- Erst nachdem die letzten Fröste sicher vorbei sind, in unseren Breitengraden etwa Mitte bis Ende Mai, können die Pflänzchen ins Freiland umziehen. Im Gewächshaus kann die Pflanzung bereits früher erfolgen.
- Nach der Pflanzung gut angießen.
- Als Pflanzabstände haben sich 40 x 40 cm bewährt. So haben die Pflanzen ausreichend Platz, um sich gut zu entwickeln.
- Für die Balkongärtner:innen gilt: Die Pflanzgefäße für Chilis sollten mindestens 5 Liter umfassen, ideal wären 15 Liter pro Pflanze. Eine Paprikapflanze braucht mindestens 10 Liter, idealerweise 25 Liter Erde.
- Paprika und Chili sind Starkzehrer. Bewährt hat sich die Pflanzung in eine Erde-Mist-Mischung oder die Erde sollte gut mit Kompost versorgt sein.
Kulturführung

- Paprika und Chili brauchen regelmäßige kleinere Düngergaben. Verdünnte Pflanzenjauche ist dafür ideal. Wer diese nicht zur Verfügung hat, kann auch einen biologischen Flüssigdünger wählen. Sobald sich die Fruchtansätze zeigen, ist eine regelmäßige Düngegabe alle 3-4 Wochen besonders wichtig.
- Chili und Paprika unterscheiden sich in ihrem Wasserbedarf. Während Chili genügsamer sind, brauchen Paprikapflanzen sogar noch mehr Wasser als Tomaten! Die Erde darf nie ganz austrocknen, sonst wachsen die Pflanzen nur zögerlich und setzen weniger Früchte an. Außerdem lieben sie eine hohe Luftfeuchtigkeit und sind dankbar für eine warme Dusche von oben. Bei der Kombination von niedriger Luftfeuchte und hohen Temperaturen werfen die Pflanzen Blüten und Früchte ab.
- Im Gewächshaus ist für die großen Paprikasorten ein Stützsystem unerlässlich und auch beim Anbau im Freiland sehr hilfreich. Je größer und schwerer die Früchte, desto stabiler muss das Stützsystem sein. Streben mit quergespannten Schnüren haben sich bewährt. Bei den Snackpaprika und Chilisorten reicht in der Regel ein Stützstab z. B. aus Bambus.
- Regelmäßiges Hacken ist wichtig für die Nährstoffmobilisierung und hält zudem die Beikräuter in Schach. Außerdem sollte rund um die Pflanzen gemulcht werden, um die Bodenfeuchtigkeit zu halten. Zur Verbesserung der Standfestigkeit können die Stiele zusätzlich angehäufelt werden.
Tipp
Wir empfehlen, die erste Blüte (die sogenannte Königsblüte), die sich in der obersten Blattachsel des Haupttriebs bildet, auszubrechen. Dadurch verzweigt sich die Pflanze besser und bildet zunächst mehr Blattmasse, was später den Ertrag deutlich steigert.
Häufige Probleme und Lösungsansätze
- Beim Anbau im Freiland sind Paprika und Chili generell weniger anfällig für Schädlinge.
- Blattläuse gehören zu den häufigsten Besuchern. Ein ausreichend großer Pflanzabstand hilft, um Lichtmangel, der den Befall mit Blattläusen begünstigt, vorzubeugen. Sofort beim Erkennen des Befalls eine Schmierseifenlösung spritzen. Blattläuse können nämlich auch verschiedene Formen von Virosen übertragen, welche sich durch gekräuselte oder blasige Blätter äußern.
- Ein Problem in heißen Sommern ist die Blütenendfäule. Dabei bekommen die Früchte an der Spitze braune Flecken. Blütenendfäule ist keine Krankheit, sondern ein Zeichen von Kalziummangel der Pflanze. Dieser resultiert zumeist aus einer geringen Wasseraufnahme der Pflanze, da Kalzium mit dem Bodenwasser aufgenommen wird. Deshalb ist in heißen Sommern eine ausreichende und gleichmäßige Wasserversorgung und im Gewächshaus eine Schattierung besonders wichtig.
- Ein weiters Problem von Hitze und intensiver Sonneneinstrahlung ist Sonnenbrand auf den Früchten. Geschädigte Früchte am besten entfernen, sie sind nicht mehr zu retten und kosten die Pflanze nur Kraft. Vorbeugend kann man an besonders heißen Tagen die Pflanzen mit einem weißen Vlies schützen.
Ernte

- Grüne Paprika sind stets unreif. Die Früchte sind reif, wenn sie sich sortentypisch nach rot, violett, orange oder gelb verfärbt haben.
- Wenn gleichzeitig sehr viele Früchte an der Pflanze reifen, setzen sie keine neuen Blüten mehr an. Deshalb kann es sinnvoll sein, einige Früchte unreif zu ernten. Auch in diesem Reifegrad können sie roh oder gekocht verzehrt werden
- Voll ausgereifte Paprika haben den höchsten Vitamingehalt und ein süßeres Aroma.
- Die Früchte am besten mit einer Gartenschere abschneiden, um Verletzungen durch Abbrechen zu vermeiden.
- Da Paprika kälteempfindlich sind, gehören sie nicht in den Kühlschrank. Die meisten Sorten sind an einem kühlen Ort bis zu zwei Wochen haltbar.
- Eine Konservierung kann z. B. durch Einlegen in Essig erfolgen. Die meisten Chilisorten lassen sich hervorragend trocknen.
Sortenempfehlungen
Kyra: Süße Spitzpaprika mit lockerem, hohem Wuchs und länglichen Früchten, die von hellgrün auf orange abreifen.
Resi: Die standhafte Resi bildet viele schwere, dickwandige, rote, saftige Früchte aus, die mild und süß schmecken. Die Pflanzen sind sehr robust und für den Freilandanbau im Hobbygarten uneingeschränkt geeignet.
Fritz: Leckere, robuste, kompakt wachsende Snackpaprika. Mittelfrüh reifend mit hohem Ertragspotenzial. 10-12 cm lange, dickwandige Früchte, die von grün auf karmesinrot abreifen. Besonders für den Freilandanbau und den Anbau im Kübel oder Hochbeet geeignet.
Red Gunda:Scharfe Chilisorte mit langen knallroten Früchten. Die dekorativen Pflanzen eignen sich auf Grund ihres kompakten Wuchses besonders gut für den Anbau in Pflanzgefäßen.
Tipp
Besonders Chili lieben „warme Füße“ und gedeihen daher in Töpfen an einem geschützten Standort auf der Terrasse oder dem Balkon besser als im Freiland.
Hallo,
habe ein Problem mit den Paprika Sorten Flynn und Fritz im Freiland Garten. Pflanzen sind wunderbar herangewachsen, haben geblüht und schöne Fruchtansätze. Jetzt welken einige Pflanzen. Habe sie alle ausgegraben, ab dem Wurzelhals sind die Stängel ca.5 cm bis zur Erdoberfläche braun und verfault. Was habe ich falsch gemacht? Zu tief gesetzt? Zu viel bewässert?
Die Pflanzen im Topf gedeihen alle prächtig.
Freundliche Grüße
Werner
Sehr geehrter Herr Walch,
Das deutet auf einen Pilzbefall hin, wahrscheinlich Fusarium Welke oder Verticillum- Welke. Der Pilz verursacht Wurzel- bzw. Stängelfäule, die Pflanzen welken und gehen ein. Der Pilz ist bodenbürtig und kann in der Erde und an Pflanzenresten bis zu 2 Jahre überdauern. Gegenmaßnahme: Befallene Pflanzen aus dem Garten entfernen, eine Anbaupause von mindestens 4 Jahren einhalten, sonst kann man leider nichts machen.
Viele Grüße aus Bingenheim
Samue Brachmann
Neben dem Einlegen in Essig kann man Paprika gut gewaschen auch im Ganzen einfrieren. Gefroren lassen sich die Früchte in die gewünschten Würfel oder Streifen schneiden. Ohne auftauen sofort in Pfanne oder Topf geben. So zubereitet sind sie von frischem Paprika nicht zu unterscheiden.